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Freitag, 8. Februar 2013

Resümee des ersten Tages

Liebe Leute,

noch ein Beitrag war heute eigentlich nicht geplant. So ein zweiter Post überfordert euch hoffentlich nicht, denn ich muss einfach ein paar Sachen loswerden. Klar, hier geht es um eine große, wichtige Reise, ganz so nüchtern sollte die Berichterstattung also nicht sein. Nachdem es ja in den letzten Posts mehr um Organisation und Abläufe ging, möchte ich euch jetzt erzählen, wie ich mich fühle, wie ich die Dinge sehe, nach drei Jahren Pause und Reflektionszeit. Da ich heute noch nicht wieder ganz so tief eingetaucht bin, erstmal eine einfache erste Zusammenfassung der Ereignisse.

Nachdem am Flughafen durch meinen kleinen Hilferuf mein Selbstbewusstsein ziemlich groß war und ich wirklich Vertrauen in meine Sprachkenntnisse gewonnen habe, habe ich zum jetzigen Zeitpunkt das Gefühl, fast wieder bei Null anzufangen.
Ich fühle mich wie ein Kind, dass das Sprechen verlernt hat. Wieso ein Kind? Weil ich wieder alles neu erlernen muss, mein komplettes Verhalten. Ich dachte, nach ein paar Stunden, ein paar Begegnungen würde sich das geben, aber nein. Ich habe keine Ahnung, wie ich Leute ansprechen soll, wie ich mich verhalten soll. Ich fühle mich die meiste Zeit wie ein Möbelstück, das nur im Weg steht und das alle irgendwie interessant, aber unpassend finden. Ich meine, natürlich habe ich hier keine Routine, in die ich nach 3 Jahren zurückkehren kann, aber die normalen Verhaltensregeln sind mir irgendwie entfallen. Mich überraschen Dinge, die doch ganz normal sind für Brasilien und dessen Leute.
Das mit der Sprache gibt sich hoffentlich bald. Ich verstehe ziemlich alles, au
ßer, wenns drauf ankommt, z.B. wenn man sich plötzlich an mich wendet und was fragt. Dann wird meine Zunge ganz schwer und mein Kopf sagt: Nö!
Manchmal höre ich einer Unterhaltung zu und möchte was einwerfen oder kann eine gewisse Frage schon voraussehen. Dann bereite ich meine Sätze im Kopf schon vor, lege sie mir zurecht und überlege, wie ich richtig nett und locker, spontan rüber kommen könnte. Sobald ich dann den Mund aufmache klingt alles, was ich sage nach: "Mpowenms sdbnwr waoikfn jinsdjq apoqwe jkndfn." Ich nuschel mir einen ab, erinnere mich nicht an die einfachsten Wörter, bekomme kaum eine Antwort auf eine einfache Frage hin.
Mit Lets rede ich deutsch, das ist so angenehm für mich, denn mein Schädel hämmert schon, weil er sich den ganzen Tag so anstrengen musste.
Ich hoffe, dass sich dieses Problem bald wieder auflöst und mein schönes, fast akzentfreies Portugiesisch zurück kommt.

Leti gibt mir, wie immer, auf jeden Fall viel Kraft, viel Mut, viel Ruhe und auch sehr gute Tipps, die ich immer noch bzw. wieder brauche. Sie ist einfach eine gro
ßartige Schwester und eine tolle Freundin. Sie wird natürlich nicht immer mit mir unterwegs sein, aber wenn, dann bin ich sicher, dass es total stress- und problemfrei sein wird. Also auf jedes unangenehme Gefühl kommen bei mir mindestens 2 richtig gute Gefühle (Leti, meine Familie, die Luft, die Wärme, die Wochen die noch vor mir liegen, die reibungslose Reise, die hinter mir liegt, ...).

Nun gut, das soll es dann gewesen sein für heute, endgültig.
Ich bin gespannt, wie mein Geburtstag wird, wie es sein wird, meine Familie wiederzusehen, obwohl es heute war,als wäre keine Minute vergangen. Es ist einfach nur unglaublich hier und an den kleinen Problemchen wachse ich auch noch ;)

Es ist jetzt 21.44, bei euch 3 Stunden später. Gute Nacht, ihr Lieben!
Eure Nicole

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