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Samstag, 17. Januar 2009

HALBZEIIIIIIIIT

Wie es wirklich war ...


"Von Brasilien hatte ich vor meiner Abreise keine besondere Vorstellungen was Familie, Haushalt oder die Schule angeht. Ich habe nicht viel über Brasilien gewusst. Ich wollte ganz ohne Vorurteile, Klischees oder gar falschen Erwartungen und Hoffnungen herangehen. Wir haben natürlich auch in den ganzen Vorbereitungscamp viel darüber gesprochen, was mich auch sehr interessiert hat. Trotzdem versuchte ich in dieser Hinsicht nicht zu viel nach zu denken.
Je näher der große Tag also rückte, umso ruhiger wurde ich, aber innerlich war ich total aufgeregt. Mein erster Tag in Brasilien war dann anders als ich ihn mir vorgestellt hätte. Obwohl ich schon gegen 6 Uhr morgens in Sao Paulo war, kam ich erst 19 Uhr in meiner neuen Heimatstadt São Carlos an. Obwohl ich schon Fotos gesehen hatte, sahen meine Gastmutter und -Schwester ganz anders aus als erwartet. Schon an meinem ersten Abend ging ich mit den Freunden meiner 4-Monate älteren Gastschwester (die aber noch verreist war) aus. Ich kannte diese Leute gar nicht, manche nur von Fotos. Wir waren Pastel essen und danach gab es Eis. Wir liefen durch die Straßen, quatschten, lachten. Jetzt mache ich das jedes Wochenende, immer andere Leute, immer neue oder auch altgewohnte Plätze. Manche redeten an meinem ersten Abend die ganze Zeit und fragten viel, manche sprachen kein Wort. Das hing davon ab wie gut das englisch der jeweiligen Person war. Ich hatte mich vor meiner Abreise in Deutschland ganz zuversichtlich gegeben und keinen Sprachkurs o.ä. gemacht. Meine Mutter hatte mir zwar Hör-CDs und dazu gehörige Bücher zum selbst-lernen gekauft aber ich hatte mich, ehrlich gesagt, nur mit den ersten zwei Seiten befasst. Deshalb konnte ich nur ein paar Begrüßungsformeln, kaum “Bitte” und “Danke”.
In der ersten Woche habe ich sprachlich sehr schnell viel neues gelernt, z.B. Monate, Zahlen, Wochentage und ein paar Schimpfwörter, das übliche eben, aber trotzdem war portugiesisch schwer für mich zu verstehen. Es klang wie deutsch rückwärts, russisch, französisch und manchmal englisch, ganz durcheinander gewürfelt. Gott sei Dank konnte mich meine Gastmutter dann noch in einen Sprachkurs für Anfänger an eine der Universitäten meiner Stadt hineinstecken, der mir sehr geholfen hat. Man sagte mir in Deutschland, dass man die unbekannte Sprache man nach 3 Monaten schnell drauf hat. Aber dafür waren die ersten 3 Monate auch die härtesten.
Vor allem die Schule war, trotz der kurzen Unterrichtszeiten und meinen super freundlichen Mitschülern ganz und gar nicht einfach. Action war jeden Tag, die Jungs machten ja ständig Ärger. Was mir aber mehr zu schaffen machte, war, dass ich jeden Tag eine mir völlig unbekannte Sprache hörte und schrieb und kein Wort davon verstand. Zu meiner Überraschung hat mir manchmal mein (zugegeben etwas mickriges) französisch weiter geholfen. Auch die Aufgaben in Mathe konnte ich lösen obwohl wir die bestimmte Thematik in Deutschland nie vorher behandelt hatten und ich auch kein einziges Wort des Lehrers verstanden hatte. Ich glaube Schuld am Erfolg waren auch meine Mitschüler die mit zu Beginn viel geholfen haben.
Am Anfang umschwärmten mich die Mädchen, fragten mich aus nach deutscher Musik, Jungs usw. Leider ließ das nach einigen Wochen nach, doch in der Zeit hatte ich mich schon viel besser mit den Jungs angefreundet. Die redeten nicht so viel und nicht so schnell, verstanden einfache Gesten und konnten Witze ohne Worte machen. Trotzdem machte mich das mit den Mädels ein bisschen traurig. Ich fühlte mich zu der Zeit doch ein wenig allein. Ich hatte das Gefühl, dass mir alle nur zugehört hatten weil ich neu und interessant war. Ich sprach mit einer guten Freundin darüber, die gerade auch einen Austausch in den USA macht und sie sagte mir, sie befände sich genau in der selben Situation. Sie gab mir den Tipp, einfach nach immer neuen Leuten und Bekanntschaften zu suchen, die sich nicht nach ein paar Wochen von mir abwendeten. Also nahm ich Geburtstage und sonstige Events mit, bei denen man neue Leute treffen konnte. Ein guter Freund von mir stellte mich vielen Brasilianern und Brasilianerinnen vor und mit manchen gehe ich heute alleine aus und habe Spaß.

Ende Oktober / Anfang November hatte mich meine erste mittelschwere Heimweh-phase heimgesucht, die aber so plötzlich ging wie sie kam. Weihnachten und Silvester war heimwehmässig nicht so schlimm. Nur das Wetter ging mir auf die Nerven. Weihnachtslieder und 36º C im Schatten passten einfach nicht zusammen.
Um mal zu meiner Familie zurück zu kommen: Ich glaube, ich habe ganz gesunden Kontakt zu meiner Familie (damit meine ich meine Eltern und meinen Bruder). Wir schreiben uns ab und zu Mails, telefonieren oder sehen uns einmal im Monat per Webcam. Außerdem schreibe ich monatlich in meinen Blog, um Freunde, Verwandte oder Bekannte und Interessierte auf dem Laufenden zu halten. Übrigens glaube ich, dass meine Familie und Freunde in Deutschland mich mehr vermissen als ich sie :) Aber trotzdem gibt es oft Momente, in denen ich sie gerne um mich hätte, um bestimmte, besondere Momente mit ihnen zu teilen.

Sehr überrascht war ich als ich gesehen habe, wie viele deutsche Marken hier vertreten sind, zB Volkswagen oder Erdinger Weißbier. Aber leider haben die Brasilianer eine sehr eingeschränkte Sicht auf die Deutschen. Dicke Menschen und viel Bier (das Bier-Klische stimmt aber ein wenig, wenn man die Relation zu den brasilianischen Biertrinkgewohnheiten sieht), Schuhmacher und Volkswagen, Deutsches Reich und Hitler. Ich weiß gar nicht, wie viele Hitler-Diskussionen ich hier schon geführt habe. Viele halten ihn tatsächlich für einen der größten und genialsten deutschen Männer. Leider kennt hier kaum jemand Goethe oder Lessing. Aber erst vor kurzen hat mir ein Freund gesagt, dass er Deutschland sehr mag weil unser Land wirtschaftlich weit vorne ist, wir haben Geld, wir haben viele Dinge erfunden und wir hatten 2 Kriege (die wir aber auch beide verloren haben). Erst durch solche Gespräche habe ich mich mit meinem eigenen Land beschäftigt und was Deutschland eigentlich für Außenstehende ist, wie wir erscheinen. Auch die deutsche Sprache ist für die Brasilianer was ganz kurioses und besonderes. Ich finde es immer sehr interessant, wenn sie deutsch “nachahmen”. Das hat mich dazu gebracht, auch mal die deutsche Sprache, die ich sehr mag, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, zB. Klang, Ton, Ausdrucksweise, Wortwahl und Umgangssprache. Das war ganz besonders am Anfang so, als ich noch kaum portugiesisch gesprochen habe. Für mich selbst ist es aber fast ein Wunder viel schnell ich verstanden habe und auch selbst formulieren konnte. Leider ging mir dabei das Feeling für den Klang verloren, ich könnte Portugiesisch nicht nachmachen.

Mit meiner Familie komme ich auch gut zurecht.Ich habe 2 Gastschwester. Ich habe mein eigenes Zimmer inklusive eigenes Bad mit riesigem Spiegel und einer großen Dusche. Außerdem habe ich hier zwei Hunde namens Lilly und Nici, in Deutschland hatte ich davor gar keine Haustiere. Also schon eine kleinen Umstellung mit der ich mich noch anfreunden muss. Am Anfang gab es kleine Probleme mit meiner jüngeren Schwester aber mittlerweile ist alles super. Ich habe viele Freiheiten, auch wenn die Dinge und die Erziehung hier ganz anders laufen als daheim. Dadurch habe ich meine Eltern und meine Erziehung sehr schätzen gelernt.
Etwas anderes, ganz besonderes in Brasilien sind für mich sowieso die Beziehungen zwischen den Menschen, der Umgang miteinander. Das erste Mal ist mir aufgefallen wie geordnet, organisiert, pünktlich und distanziert die Deutschen wirklich sind, eigentlich das, was man ihnen immer nachsagt. Trotzdem sind wir Deutschen auch freundlich, herzlich und offen, wir brauchen einfach nur mehr Zeit. Hier, in Brasilien, nimmt man sich bei der ersten Begegnung in den Arm, fragt einander wie es geht. Sogar mit den Lehrern hat mein ein eher freundschaftliches Verhältnis. In Deutschland ist der Körperkontakt mit Lehrern doch eher selten.

Ich würde gern über so viel mehr schreiben, zB das Schönheitsideal, sozial Verhältnisse, die Schule im Großen und Ganzen. Ich möchte am Ende aber nur sagen, dass ich Brasilien lieben gelernt habe. Dass es den üblichen Klischees von Fußball und Samba kaum entspricht. Brasilien ist ein Land, das nicht unterschiedlicher als Deutschland sein könnte. Das betrifft nicht nur Sprache, Kultur oder Politik. Auch die Körpersprache und Ausdrucksweise von bestimmten Gefühlen wie Schmerz ist ganz anders. Man spricht hier viel mehr mit Gestiken (was mir gut gefällt, weil die Menschen dadurch stärker ihre Gefühle ausdrücken).
Brasilien ist so anders, so voller Überraschungen und Spontaneität, voller Fröhlichkeit und Sonne. All diese Veränderungen sind nicht immer einfach für mich aber ich genieße sie trotzdem in vollen Zügen. Denn dafür bin ich ja hierher gekommen."

Donnerstag, 1. Januar 2009

Die seltsamste Zeit des Jahres

Frohes Neues, meine Lieben!!

Weit weg von Familie und Schnee und Kälte habe ich dieses Jahr Weihnachten und Silvester mal ganz anders gefeiert. In der Weihnachtswoche sind wir zum drei Stunden entfernten Poloni gefahren, etwa 6.000 Einwohner gibt es da.
Und der Himmel über Poloni sieht sah so aus:
Und das ungefähr die ganze Woche lang. Wir hatten jeden Tag locker über 34° C. Könnt ihr euch das vorstellen wie es ist Weihnachten in kurzen Hosen zu feiern?
Am 24. Dezember ging es dann Abend zu meinem Onkel, der vor Poloni eine Farm hat, in sein "Farmhaus" und dort gab es richtig schön viel zu essen. Hähnchen, Pute, Frucht- und Gemüsesalate usw. Das Beste war natürlich das Dessert :D Torten, Maracuja-Mus, Eis und so weiter.
Danach haben die schon leicht angeheiterten Leutchen getanzt. Die Jugend (meine zwei Schwestern, eine Cousine und ich) haben in der Zeit vor dem Fernseher gelümmelt und uns Weihnachtsspecials angeguckt.
Gegen um 12 sind wir dann zu meiner Oma zurück ins Haus gefahren.
Die eigentliche Beschehrung gab es erst am 25. gegen 18 Uhr.
Aber hier erstmal meine schönen Weihnachtsfotos:




Nun zu meinem speziellen Silvester:
Es hat die ganze Zeit geschüttet. Ab um fünf und dann den ganzen Abend. Leider konnte ich auch meinen kleinen Feuerballon nicht steigen lassen (diese Papierballons, bei denen unten eine kleine Kerze angezündet wird und dann schickt man sie gen Himmel), weil das hier verboten ist .
Wir sind gegen Mittag nahc Broa, in das Ferienhaus meines Opas gefahren. Dort haben wir dann zusammen Mittag gegessen und danach bis zum Abend Playstation gespielt :D Need of Speed oder Madagascar oder Harry Potter, einfach alles mögliche. Klingt spannend, oder?
Gegen um 10 Abend haben sich dann die Mädels (Leti, Juh, Gabi, meine Cousine, und ich) fertig gemacht. Die tradiotionelle Farbe des Abends ist weiß, wie ihr seht. Nachdem alle schick waren, also genug Make-up im Gesicht hatten, wurde erstmal fotografiert. Sehts euch an:






Ballett ist immer eine ganz besondere Inspirationsquelle. Leti und Juh haben Ballet gemacht, Gabi(14) und Isabella(4) tanzen beide. Habe schon beide tanzen gesehen und es ist so wunderschön!
Die Füße müssen schon in der richtigen Position sein!
Wow es gibt kaum ein Bild auf den alle so schön lächeln :D

Prima Ballerina? :)
Mein Cousin Pedro

Dann wurden schon die ersten kleinen Knaller gezündet und weiter Fotos gemacht:





Meine liebe Oma :D

und ja, ich habe schon wieder meine Haare gefärbt: schwarz mit lila Schimmer. Gefällts euch? ;)

Na gut, das war es erstmal von mir heute. Ich lade noch zwei neue Videos bei YouTube hoch. Eins von Weihnachten und eines vom Feuerwerk. Die Videos, genau wie alle anderen findet ihr hier: klick!

Zum Abschluss noch ein schönes Bild vom Silvesterwetter:

Damit wünsche ich euch allen ein gesundes neues Jahr, gute und realistische Vorsätze, Glück und Liebe und alles was ihr so im kommenden Jahr gebrauchen könnt.

Habt euch lieb und sagt und zeigt euch das.

Eure Nici :D
KNUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUTSCH!